Familie Krämer/Görke lebt als Erziehungsstelle im Bergischen Land. Mit ihren Kompetenzen als Logo- und Motopädin und ihrer Ausbildung als Erzieherinnen ermöglichen sie ihrem Pflegekind mit einer Behinderung seit fast sechs Jahren ein stabiles Aufwachsen in einem familiären Umfeld.

Frau Krämer kannte ihr jetziges Pflegekind aus dem Kindergarten, in dem sie arbeitet und bekam mit, dass eine Pflegefamilie für ihn gesucht wird. Da die beiden Frauen sowieso mit dem Gedanken spielten, ein Pflegekind aufzunehmen, bemühten sie sich um den Jungen „und dann hat sich alles gefügt. Ich hatte das Gefühl, der passt so zu uns“, sagt Frau Krämer.

Dass es eine große Herausforderung für sie wird ein Kind mit einer Behinderung aufzunehmen, war den Pflegemüttern bewusst. Dennoch fühlten sie sich aufgrund ihrer erzieherischen Berufe sowie ihren fachlichen Kompetenzen als Logopädin und Motopädin gut gewappnet, um diese Herausforderung anzunehmen. „Es war eine Herausforderung von der wir dachten, die schaffen wir“, so Frau Görke. Wichtig war es ihnen, dem Kind eine Perspektive und das Aufwachsen in einem familiären Umfeld zu ermöglichen. „Wir finden es schön, dass wir ihm viel mitgeben können und er uns aber auch viel gibt – wir haben ganz viel gelernt durch ihn, was wir sonst nie gelernt hätten“.

Rückblickend war der Beginn des Pflegeverhältnisses nicht immer einfach. „Da ist man mit seiner normalen Pädagogik schnell mal am Ende“, erinnert sich Frau Görke. Mit viel Kreativität und Unterstützung schafften sie es jedoch mit der Zeit, Hindernisse zu überwinden und eine gute Beziehung zu ihrem Pflegekind zu entwickeln. Den Jungen zu begleiten, Vertrauen aufzubauen und ihm ein Gefühl von Sicherheit zu geben, war den beiden Pflegemüttern besonders wichtig. „Das war ja nicht von Anfang an und selbstverständlich, sondern das hat sich schon entwickelt, dass so eine Bindung da ist.“

Dass „Mehr als Familie leben!“ auch ein Lernprozess für alle Beteiligten ist, haben Frau Görke und Frau Krämer selbst erlebt. „Wir haben einfach eine Zeit gebraucht, um zu lernen, was er braucht und zu lernen, was und warum ihn manche Situationen so überfordern. Wir haben gelernt, wie wir anders damit umgehen können und Ausgleich für uns selbst zu schaffen, damit man die Kraft hat, weiter mit ihm zu gehen. Das sind so viele Dinge, die wir, auch mit Unterstützung, entwickelt haben.“

Mittlerweile ist die Familie ein eingespieltes Team und sie sind stolz darauf, dass sie eine Struktur im Tagesablauf geschaffen haben, die ihrem Pflegekind die nötige Stabilität gibt. Ebenso haben sie mit der Zeit gelernt, gelassen zu bleiben, wenn mal was nicht gut läuft, z.B. in Situationen, in denen der 11-Jährige mal „ausflippt“, weil er emotional überfordert ist. Wichtig ist dabei, „selbst gelassen bleiben und nicht in Stress kommen“, aber auch das war ein Lernprozess.

Unterstützung erfährt die Erziehungsstelle durch die Fachberaterin des Erziehungsbüros. „Wenn ein Notfall ist, dann ist sie da. Man kann sie immer erreichen.“ Auch bei den regelmäßigen Hilfeplangesprächen im Jugendamt oder Kontakten zur Herkunftsfamilie steht die Fachberaterin ihnen zur Seite. Als hilfreich empfinden die beiden Frauen auch den regionalen Arbeitskreis der Erziehungsstellen, in dem sie sich mit anderen Pflege- und Erziehungsstelleneltern regelmäßig austauschen können. Zusätzlich wollen sie in Zukunft auch an einem Arbeitskreis für Pflege- und Erziehungsstelleneltern von Kindern mit Behinderungen teilnehmen.

Für die Zukunft hoffen sie, dass sie es mit ihrem Pflegekind „gut durch die Pubertät schaffen.“ Grundsätzlich wünschen sie sich, dass sie den Jungen „so lange begleiten können, bis er so selbständig ist, wie er es sein kann“.

Der 11-Jährige wünscht sich, dass sie nicht noch einmal umziehen. Außerdem möchte er weiter Fußball spielen, was er nicht nur mit seinen Pflegemüttern vor dem Haus macht, sondern auch in einer Fußballgruppe für Menschen mit geistiger Behinderung.

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